Der Chatbot ChatGPT ist als eine Anwendung der künstlichen Intelligenz in aller Munde. Das Revolutionäre an ChatGPT ist aber gar nicht die KI-Technik selbst, die gibt es auch bei anderen Tech-Konzernen wie Alphabet/Google oder IBM und findigen KI-Startups wie You.com des kalifornischen Unternehmers, Richard Socher, der aus Dresden stammt. ChatGPT stell aber sehr wohl einen Durchbruch dar, nämlich an der Schnittstelle Mensch und Internet. Das hat zum einen mit den beeindruckend geschliffenen Formulierungen zu tun, mit denen ChatGPT antwortet. Und auch die Verfügbarkeit des Dienstes für die Massen trägt entscheidend dazu bei, dass ChatGPT als KI-Revolution empfunden wird, von der auch E-Learning-Projekte profitieren können.
Mit ChatGPT wird aber längst nicht das volle Potenzial im E-Learning gehoben. Da lohnt auch ein Blick auf andere KI-Tools fürs E-Learning. Zum einen gibt beim ChatGPT-Unternehmen OpenAI selbst eine interessante Alternative zu ChatGPT. Darüber hinaus stellen wir in diesem Beitrag sieben weitere KI-Tools vor, die bei der Produktion von E-Learning-Modulen eingesetzt werden können. Diese KI-Tools für E-Learning können Ihnen dabei helfen, effektive Kurse zu erstellen und das Engagement der Studierenden bzw. Mitarbeiter in der Fort- und Weiterbildung zu verbessern.
1. OpenAI API
Den Text-Roboter ChatGPT muss man nicht mehr groß vorstellen. Dahinter steckt ein spezifisches Modell, das von dem US-amerikanischen Startup OpenAI trainiert wurde und verwendet wird, um natürliche Sprachprozesse durchzuführen. Es kann Texte generieren, Texte zusammenfassen und Fragen beantworten. Und es kann auch programmieren oder Tabellen generieren.
Die mutige (und teure) Entscheidung von OpenAI, ChatGPT einer breiten Öffentlichkeit (vorerst) kostenlos zur Verfügung zu stellen, hat aber auch dazu geführt, dass ChatGPT häufig überlastet ist und Fehlermeldungen statt geschliffener Texte ausspuckt. Da kommt die hausinterne Alternative OpenAI API ins Spiel. Sie kann über die Adresse https://beta.openai.com/ aufgerufen werden. Das Login von ChatGPT funktioniert auch hier.
Eigentlich ist die OpenAI API ein allgemeineres Tool, das es Entwicklerinnen und Entwicklern ermöglicht, auf verschiedene OpenAI-Modelle wie GPT-3, GPT-2 und DALL-E zuzugreifen. Es bietet eine einfache Schnittstelle, über die Entwickler ihre Anwendungen mit den OpenAI-Modellen verbinden und natürliche Sprachprozesse durchführen können. Wenn man sich aber auf die virtuelle Spielwiese, den „Playground“ (https://beta.openai.com/playground) bewegt, kann man mit dem GPT-System genau so in den Dialog treten wie bei ChatGPT. Nur die ständigen Fehlermeldungen bleiben aus. Außerdem kann man bestimmte Prompt-Statements abspeichern, um sie immer wieder verwenden zu können (Beispiel: „Du betrachtest in folgendem Text lediglich die Wortwahl. Du gibst mir Tipps für bessere Synonyme und bewertest die Wahl meiner Worte. Ich benötige das Feedback in einer Liste. Gib mir nur die Liste an Feedback zurück, und am Ende eine bessere Variante meines ursprünglichen Satzes. Der Satz lautet wie folgt:„)
Im Gegensatz zu ChatGPT ist OpenAI API nicht kostenlos. Für die Bezahlung der Token muss eine Kreditkarte hinterlegt werden.
2. Synthesia
Synthesia ist ein Tool für die Videoproduktion im Bereich E-Learning, ohne Kamera, Mikrofon, Beleuchtung und all die anderen Dinge, die eine Videoherstellung so aufwendig machen. Synthesia nutzt KI-Technologie, um den Prozess der Videoerstellung verblüffend einfach zu gestalten.
Die KI-Plattform von Synthesia richtet sich an Unternehmen und dient der Erstellung von Videopräsentationen auf der Grundlage von Nutzereingaben. Sobald die wichtigsten Details hinzugefügt wurden, erstellt Synthesia eine Präsentation, die von einem digitalen Avatar vorgetragen wird. Die synthetischen Präsentatoren sind kaum von echten Personen zu unterscheiden.
Die Plattform ist nach Angaben von Synthesia in mehr als 120 Sprachen und Akzenten nutzbar und wird vor allem für Schulungsvideos in Unternehmen eingesetzt.
Synthesia hat mehr als 70 KI-Avatare hinzugefügt, die auf realen Schauspielern basieren. Die Nutzer können auch eigene Avatare erstellen. Allerdings ist dafür eine Corporate-Lizenz notwendig, für die man eine individuelle Preisanfrage stellen muss. Die „persönliche Lizenz“ kostet 26 Euro. In der Corporate-Version kann man auch individuelle Avatare nach dem Vorbild bestimmter Personen erstellen.
3. Runway
Runway ist eine webbasierte Videobearbeitungssoftware, mit der sich die monotonen Teile des Bearbeitungsprozesses automatisieren und neue Inhalte auf der Grundlage von Algorithmen erstellen lassen. Sie verfügt über eine Reihe von AI Magic Tools wie Motion Tracking, Objektmaskierung und Greenscreen-Effekte. Außerdem verfügt es über eine leistungsstarke Kollaborationsfunktion, die es mehreren Personen ermöglicht, gleichzeitig an einem Videoprojekt zu arbeiten. Runway bietet außerdem eine Reihe von Preisplänen an, so dass die Nutzerinnen und Nutzer den Plan finden können, der am besten zu ihren Bedürfnissen passt.
Die Runway-Videobearbeitungsplattform hat zwei Hauptkomponenten. Die erste ist ein Automatisierungsmotor. “Im Grunde sind das KI-Algorithmen, die dir helfen, Videos schneller zu bearbeiten“, sagt Mitbegründer Cristóbal Valenzuela.
Ein konkretes Beispiel ist das Rotoscoping, eine Technologie, mit der man die Bewegungen von Figuren einfangen kann. Dies wird in einigen Videokonferenzanwendungen eingesetzt, um die Person aus dem Hintergrund „herauszuschneiden“. Valenzuela erklärt, dass diese Technik ständig in der Videobearbeitung eingesetzt wird, vor allem für Animationen und Spezialeffekte. Bei der klassischen Montage müssen die Redakteure Bild für Bild bearbeiten, und audiovisuelle Werke haben normalerweise 24 Bilder pro Sekunde. Runway würde es ihnen ermöglichen, den gesamten Prozess zu automatisieren.
Der zweite Teil der Software ist die synthetische Inhaltserstellung, d. h. die Erstellung von audiovisuellen Inhalten, ohne Bild aufgenommen oder eine Bilddatenbank verwendet zu haben. “Ich kann buchstäblich etwas schreiben und der Computer generiert das, was ich schreibe, auf eine hyperrealistische Weise. Wenn ich zum Beispiel ‚Hund mit Krawatte und Hut‘ schreibe, generiert das Programm das Bild Pixel für Pixel“, erklärt Valenzuela.
Die Plattform nutzt maschinelles Lernen, um die Eigenschaften verschiedener Bilder und Töne zu lernen und sie auf der Grundlage des Textes zu erzeugen. Sie kann zur Erstellung von Videos, Bildern und Tönen verwendet werden. „Leute, die jetzt Photoshop benutzen, werden Runway in Zukunft nutzen, um Inhalte zu erstellen“, sagt Valenzuela.
4. Rytr
Rytr bietet eine Reihe von KI-Schreibwerkzeugen für den E-Learning-Bedarf: von Chatbots, die zur Beantwortung von Fragen aus den Schulungen eingesetzt werden können, bis hin zu automatisiert erstellten Texte, um individuelle Inhalte für E-Learning-Kurse erstellen können. Der Dienst setzt auf dem Sprachmodell GPT3 auf.
Rytr bewirbt sich selbst als „eine bessere, 10-mal schnellere Art zu schreiben“ und behauptet, „bisher mehr als 2.500.000 Stunden und mehr als 50 Millionen Dollar beim Schreiben von Inhalten eingespart zu haben“. Die Idee dahinter ist, dass diese Tools mit Hilfe verschiedener neuronaler Netze bessere und menschenähnlichere Prosa verfassen können als je zuvor. Wie wir bereits besprochen haben, sind diese Tools inzwischen so weit fortgeschritten, dass sie manchmal nicht mehr von menschlichem Schreiben zu unterscheiden sind.
Beim Erstellen eines neuen Dokuments oder Abschnitts bietet Rytr eine große Auswahl an Anwendungsfällen. Dazu gehören Listen, Blog-Texte, Interviewfragen, Produktbewertungen und Erfahrungsberichte, Marketinginhalte und viele andere. Es gibt sogar eine Option für die Erstellung von Songtexten. In einem weiteren Drop-Down-Menü lässt sich beim Schreiben die Tonlage des Textes wählen, z.B. informativ, locker oder humorvoll.
Die App arbeitet mit einem Texteditor, in dem die Nutzerinnen und Nutzer ihre eigenen Ideen frei verfassen können – ein weiterer wichtiger Aspekt, der Rytr ziemlich nützlich macht. Man muss nicht mit den Formulierungen oder Inhalten anfangen, die Rytr vorschlägt. Tatsächlich sind die Ergebnisse viel besser, wenn du mit deinen eigenen Ideen beginnst und Rytr nutzt, um sie auszuarbeiten. Auch wenn man unter der Schreibblockade bei einer leeren Seite leidet, kann Rytr wirklich helfen. Wie bei den anderen GPT-Modellen auch, kann man sich auf die von der KI formulierten Fakten nicht hundertprozentig verlassen. Hier ist ein sorgfältiges Redigieren notwendig.
5. Elai.io
Elai.io ist ein weiteres KI-Tool, mit dem ähnlich wie bei Synthesia Videos in mehreren Sprachen erstellen kann. Es verwendet KI-Charaktere und eine menschenähnliche Stimme, um Videos für E-Learning-Zwecke zu erklären. Elai erstellt mit Hilfe von KI eine präzise Lippensynchronisation und Mimik sowie eine menschenähnliche Stimme. Das Tool verfügt über eine Bibliothek mit vorgefertigten Charakteren, aus der Sie auswählen können, sowie über einen KI-Stimmengenerator, mit dem Sie eine natürlich klingende Stimme erstellen können. Der KI-Stimmengenerator kann auch für mehrere Sprachen verwendet werden, so dass die Studierenden das Video in ihrer Muttersprache verstehen können.
Elai verfügt außerdem über eine Reihe von Bearbeitungswerkzeugen, mit denen Sie das Video nach Ihren Vorstellungen gestalten können. Mit diesen Werkzeugen können Sie die Farben, die Größe und andere visuelle Aspekte des Videos anpassen. Sie können dem Video auch Untertitel und Effekte hinzufügen, um es für Ihre Zielgruppe interessanter zu machen. Um ein Gespür für die Leistungsfähigkeit von Elai zu bekommen, kann man einen kostenlosen Test-Account einrichten und immerhin ein Video von 1 Minute Länge generieren lassen.
6. Creaitor.ai
Das KI-Schreibwerkzeug Creaitor.ai stammt aus der Schweiz, nämlich der Agentur Tree Stones. aus Luzern. Die webbasierte Software erinnert stark an Rytr. Die Macher von Creaitor.ai versprechen, dass mit dem KI-Tool in der der Content-Erstellung die Effizienz gesteigert und die Kosten gesenkt werden können. Mit dem Tool sollen sich mit nur wenigen Klicks überzeugende Texte generieren lassen: Die Auswahl reicht von Produktbeschreibungen über Social-Media-Texte bis zu Blogbeiträgen.
Nach Eingabe eines kurzen Textes wird mit Hilfe des KI-Assistenten und über 70 Vorlagen der gewünschte Output erzielt. Ebenfalls kann die gewünschte Tonalität und die anzusprechende Zielgruppe hinterlegen. Auch Emojis können automatisch in den Text integriert werden. Der Abschluss bildet ein auf Künstlicher Intelligenz basiertes Übersetzungstool, das das Ergebnis in über 25 Sprachen übersetzt.
Der KI-gestützter Schreibassistent hilft dabei, kreative Inhalte für eine Website, einen Blog und Social-Media-Kanäle zu erstellen. Es können aber auch Inhalte für E-Learning-Module generiert werden. Creaitor.ai ist eine Mietsoftware, die abonniert werden kann. Die Preise richten sich nach den Längen der erstellten Texte.
7. Flexudy
„Kurse erstellen – Wissen teilen – Einblicke gewinnen“: Die Macher von Flexudy versprechen eine 3-in-1-Lösung, mit der man mithilfe von künstlicher Intelligenz automatisch interaktive, mobilfreundliche Kurse, Schulungsmaterialien und Quizze erstellen und freigeben kann. Das Flexudy-Team stammt aus Deutschland und sitzt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). „Unsere Mission ist es, jedem Einzelnen zu helfen, effizienter zu lernen. Um dies zu erreichen, nutzen wir künstliche Intelligenz und kreative Lösungen innerhalb des Augmented Learning, um den allgemeinen Bildungsstandard zu verbessern“, versprechen die Nürnberger.
Mit Flexudy können Sie Audio-, Video- und andere interaktive Elemente in Ihre Kurse und Quizze einbinden und sie so ansprechend, interaktiv und benutzerfreundlich gestalten. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt dieses Microlearning-Nugget, das Flexudy zum Thema Teamwork erstellt hat.
8. DeepL
DeepL Translator ist ein neuronaler maschineller Übersetzungsdienst, der im August 2017 eingeführt wurde und zum Kölner Startup DeepL SE gehört. Er nutzt ein einzigartiges und leistungsstarkes System künstlicher Intelligenz, um Texte und Dokumente schnell und präzise in 29 Sprachen zu übersetzen. DeepL wurde für seine Genauigkeit und seine Fähigkeit, natürlich klingende Übersetzungen zu erstellen, gelobt. Aufgrund seiner Schnelligkeit und Genauigkeit ist es zu einem beliebten Tool für Unternehmen, Privatpersonen und Sprachdienstleister geworden. DeepL hat auch ein Pro-Tool, das den Nutzern zusätzliche Funktionen bietet, z. B. die Möglichkeit, DeepL in alltägliche Prozesse einzubinden und die Übersetzungen an ihre Bedürfnisse anzupassen.
Die hohe Qualität von. DeepL ist auch Medien in den USA nicht verborgen geblieben: So schreibt TechCrunch:
„Tech-Giganten wie Google, Microsoft und Facebook nutzen für ihre Übersetzungen inzwischen alle maschinelles Lernen. Doch es ist ein kleines Unternehmen namens DeepL, das diese Riesen übertroffen und die Messlatte im Übersetzungsbereich höher gelegt hat. Der DeepL Übersetzer ist genauso schnell wie seine Konkurrenz, aber deutlich präziser und nuancierter als alle Tools, die wir bisher getestet haben.“
Leider hat DeepL zum Jahresbeginn die Preise angehoben und die Nutzungsmöglichkeiten für die kostenlose Variante eingeschränkt. Bislang konnte man Texte mit einer Länge von bis zu 5000 Zeichen frei übersetzen lassen. Dieses Limit wurde auf 3000 Zeichen gekürzt. Das Startet-Abo von DeepL Pro kostet nun 7,49 Euro im Monat statt bislang 5,99 Euro (bei einem Jahresabo).
Den DeepL Translator kann man im Webbrowser unter https://www.deepl.com/de/translator aufrufen. Es gibt den Service aber auch als App für den Desktop (Windows und macOS) sowie als Plugin für den Chrome-Browser. Mit DeepL Pro kann man nicht nur Texte aus der Zwischenablage einfügen und übersetzen lassen, sondern auch Dokumente bis zu einer Größe 10 MB durch den Translator jagen, um sie zu übersetzen (.docx, -pptx, .txt, .html, .pdf).
Man darf auf die neuen Services den DeepL gespannt sein, etwa DeepL Write, ein Dienst, der sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindet. Ähnlich wie Grammarly entdeckt DeepL Write und Grammatik- und Rechtschreibfehler und kann sie korrigieren. Man kann mit DeepL Write auch die Tonalität eines Textes festlegen und ganze Sätze umformulieren. Damit wird DeepL auch außerhalb des E-Learning-Sektors viele Anwender finden. Aber gerade beim E-Learning kommt es darauf an, dass Schulungsmaterial oder Prüfungsfragen fehlerfrei geschrieben und vernünftig formuliert sind.
Fazit
Dies sind nur einige der wichtigsten KI-Tools für 2023, mit denen Sie Ihr E-Learning-Projekt schneller erstellen können. Mit den richtigen KI-Tools können Sie ein ansprechendes, interaktives und kosteneffizientes Online-Lernerlebnis schaffen, mit dem Sie Ihre Lernziele erreichen können. Egal, ob Sie Anfänger oder erfahrener E-Learner sind, KI-gesteuerte Lernplattformen können Ihnen helfen, Ihr E-Learning-Projekt schneller zu erstellen und zu verwalten.
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