Das Texten für E-Learning hat spezielle Anforderungen, Regeln und Tücken. Wir verraten einige Schreibtipps, mit denen Sie im Handumdrehen bessere E-Learning-Texte schreiben.
Wie schreibe ich gute E-Learning-Texte?
Wie Sie einen guten E-Learning-Text schreiben, hängt natürlich von der Art des Textes und seiner Funktion innerhalb des Online-Kurses ab. Für einen Dialog gelten andere Regeln als für Quizfragen oder die Beschriftung von Buttons.
Im E-Learning werden Texte an unterschiedlichen Stellen und zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt. Unterscheiden lassen sich Beschriftungen auf Navigationselementen, eigentliche Kursinhalte, Dialoge, Szenarien, Quizfragen, Glossare und Skript/Drehbuch.
Skript/Drehbuch
Ein Drehbuch ist die textliche Grundlage eines Online-Kurses und ein Schritt in der Entwicklung. Das Wichtigste an einem Drehbuch ist seine Verständlichkeit für alle Beteiligten. Zum einen sollen die späteren Lernenden wissen, was sie erwartet. Zum anderen ist das Drehbuch eine Stufe der Medienproduktion: Ein gutes Drehbuch ist so geschrieben, dass die Medienentwickler, die den Kurs mit einem Autorenwerkzeug erstellen, genau erkennen, was auf welcher Seite in welcher Form erscheinen soll. Hierfür kommt es vor allem auf eine klare Struktur an. Aus didaktischer Perspektive sind Medienwechsel wichtig. Es sollte immer unterschiedliche Einstellungen geben, die spannend aussehen.
Sachtexte
Ein gut verständlicher Sachtext zeichnet sich durch kurze, klare Sätze aus. Zuviele Relativsätze, aneinandergereihte Hauptsätze oder umständliche Infinitivkonstruktionen gehören nicht in einen Online-Kurs. Fachbegriffe sind natürlich wichtig bei Fachthemen. Jeder Fachbegriff sollte bei der ersten Erwähnung kurz erklärt werden. Zuviele Substantive machen einen Text auch schwerer
lesbar, besser Verben verwenden. Nutzen Sie Passivkonstruktionen nur sehr sparsam, besser ist eine aktive Konstruktion: Jemand tut etwas, statt: etwas wird getan.
E-Learning-Szenarien schreiben
Mit Hilfe von Szenarien können Lerner an authentischen Fällen aus dem Berufsalltag trainiert werden. Richtige Verhaltensweisen der Lerner lassen sich auf diese Weise einüben. Szenarien erlauben es, bestimmte Themen durch Handlung und Dialog zu erklären, anstatt sie vom Standpunkt des Erzählers aus zu beschreiben (“Show, Don’t Tell”) und verhindern, dass Informationen einen Online-Kurs vollstopfen.
Effektive eLearning-Szenarien brauchen fesselndes Storytelling und überzeugende Charaktere, mit denen sich die Lernenden identifizieren können. Eine hilfreiche Technik des Storytellings ist die Heldenreise. Ein Leitfaden zum Erstellen von Charakteren für eLearning-Szenarien ist hier zu finden.
Besondere Bedeutung kommt Dialogen zu. Sie können die Qualität von Dialogen sofort steigern, indem Sie jeder Figur eine ihr eigene Ausdrucksweise mit Wiedererkennungswert verleihen. Eine spezielle Figurensprache lässt sich entwickeln, indem Sie jeder Figur eigene Satzbauten, Lieblingswörter und Aussprachen, bzw. Betonungen zuweisen. Ihr Ziel sollte sein, dass Lerner die
Figuren bereits anhand von deren Wortwahl charakterisieren können. Damit kann auch mehr Alltagssprache in den Dialog einfließen als z. B. in einem Sachtext passend wäre.
Spannende Dialoge beinhalten ein gewisses Drama. Indem Sie sich die Frage stellen, was das Ziel der Figuren ist und was ihnen im Weg steht, lässt sich dieses Drama in den Dialogen erreichen. Nichtzuletzt sollen E-Learning-Dialoge nichts Überflüssiges enthalten. Verzichten Sie auf alles, was die Handlung nicht vorantreibt. Oft hilft es, auch in den eigenen Alltag zu schauen: Dort gibt es schon die Szenarien z. B. Gespräche in der Pause, die sich für ein Szenario eignen.
In diesem Video erklärt E-Learning-Experte Devlin Peck, wie gutes Schreiben für Online-Kurse funktioniert.
Quizfragen für E-Learning schreiben
Die Quizfragen müssen sich an den Lernzielen orientieren. Wenn Sie Quizfragen für E-Learning schreiben, sollten Sie keine Fragen zu Inhalten stellen, die im Kurs nicht behandelt wurden oder von geringer Bedeutung sind. Formulieren Sie Quizfragen kurz und prägnant, wenn Sie für Online-Lernende texten. Idealerweise besteht eine Frage aus einem einzigen Satz mit einfacher Struktur. Fachjargon und extravagante Ausdrucksweisen sollten vermieden werden, es sei denn diese ergeben in Hinblick
auf das Zielpublikum (beispielsweise ein Fachpublikum) Sinn.
Beim Texten für E-Learning können Sie mit Multiple-Choice-Fragen, Lückentexten, Drag-and-Drop- Interaktionen und Karteikarten für Abwechslung sorgen.
Beim Erstellen von Quizfragen für Online-Kurse empfiehlt es sich, gute und sinnvolle
Auswahlmöglichkeiten anzubieten. Gelegentlich kann es jedoch Spaß und Auflockerung bringen, die anderen Antwortmöglichkeiten mit lustigen und albernen Antworten zu füllen.
Das Glossar
Wenn Sie Texte für das Online-Lernen schreiben, kann es Sinn ergeben, erklärungsbedürftige Begriffe in einem Glossar zu definieren. Welche Begriffe in das Glossar gehören, hängt stark vom Zielpublikum ab. Wer es mit einem Fachpublikum zu tun hat, braucht natürlich nicht jeden Begriff zu definieren, der bei einem Durchschnittsmenschen Unverständnis auslösen würde.
Schreiben Sie einen Glossar-Eintrag so, dass er einen prägnanten Überblick über den derzeitigen Kenntnisstand zum jeweiligen Begriff gibt. Gerade beim Texten für E-Learning sollten Glossar-Einträge aus kurzen und wenigen Sätzen bestehen. Wir raten zu einem zurückhaltenden Umgang mit Fremdworten und Fachbegriffen.
Existieren zu einem bestimmten Thema Kontroversen, sollten Sie die Streitstände objektiv und unparteiisch darstellen.
Beschriftung von Navigationselementen
Zu den Navigationselementen zählen Hyperlinks, Buttons sowie das Kurs-Menü. Bei vielen Autorenwerkzeugen sind diese Navigationselemente anpassbar.
Hyperlinks sind elektronische Querverweise. Wählen Sie beim Schreiben von E-Learning-Inhalten passende Texte für Ihre Hyperlinks. Die Linktexte sollten den Lernenden eine klare Vorstellung vermitteln, was sie auf der verlinkten Seite erwartet. Der Einsatz einer zu großen Anzahl von Hyperlinks kann die Lernenden verwirren, weswegen Zurückhaltung geboten ist (eine kurze, wissenschaftlich fundierte Auseinandersetzung mit Hyperlinks im eLearning bietet Prof. Günther
Daniel Rey).
Buttons dienen bei Online-Kursen der Navigation (“weiter” und “zurück”), dem Zeigen zusätzlicher Inhalte (z. B. “Click&Reveal”) sowie Aktionen (z. B. den Kurs beginnen, ein Quiz starten). Verwenden Sie für die Beschriftung von Buttons aussagekräftige Worte, ergänzt eventuell durch Hilfe-Texte (alt-Texte). Die Worte auf den Buttons müssen unmissverständlich sein. Gemäß dem Kohärenz-Prinzip,
einem von Mayers Prinzipien multimedialen Lernens, sollten Sie auf allen Buttons stets die gleichen Schriftarten verwenden, wenn Sie E-Learning-Inhalte schreiben.
Im Menü eines Online-Kurses werden meist die einzelnen Lektionen des Kurses dargestellt, häufig als Seitenleiste. Durch das Menü kann man zwischen den einzelnen Lektionen navigieren. Wie bei Buttons auch, müssen die Worte im Menü unzweideutig sein.
Lektionstitel liefern manchmal unfreiwillig Hinweise, die die Lernenden noch nicht sehen sollen. Bei der Wortauswahl für das Menü sollten Sie sich daher vorab überlegen, ob Sie die Lektionstitel unsichtbar machen möchten.
Fazit
Beim Schreiben für E-Learning trifft man auf unterschiedliche Textarten. Für alle Arten von Texten, die bei Online-Kursen vorkommen, gilt: Auf Verständlichkeit kommt es an! Wenn Sie E-Learning-Inhalte schreiben, müssen Sie den Content auf den Punkt bringen, so dass er auf Anhieb verstanden wird. Dafür ist es ausschlaggebend, dass die Texte gut strukturiert und möglichst kurz sind.
Wir veranstalten übrigens am 18.10.2022 ein Webinar zum Thema Kurz und gut: So erstellen Sie perfekte Texte fürs E-Learning. Anhand zahlreicher Beispiele zeigt Dr. Alexa Frank die 4 Säulen der Verständlichkeit von E-Learning-Texten auf. Die Teilnehmenden erhalten viele Möglichkeiten, die Tricks und Kniffe an Beispieltexten selbst anzuwenden.