Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) benötigen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst kurze, thematisch präzise, und hybride Weiterbildungsangebote. Das ist ein Ergebnis des Projekts „DiKom – Digitale Kompetenzen in der Weiterbildung“, das Wissenschaftlerinnen bei einer Abschlussveranstaltung in der Sheddachhalle im Göttinger Sartorius Quartier präsentiert haben.
„Statt langer, klassischer Unterrichtsblöcke in Weiterbildungseinrichtungen benötigen KMUs flexible und modularisierte Weiterbildungsangebote, wie zum Beispiel ‚Online-Nanos‘, ein Mix aus Blended Learning und Coaching-Elementen in Präsenz. Die öffentliche Förderung muss sich diesen Bedarfen anpassen,“ erklärte Prof. Dr. Jörg Lahner von der HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement.
In der Studie werden auch konkrete Hinweise für die Praxis erteilt:
Die HAWK (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen) ist eine staatliche Fachhochschule mit Hauptsitz in Hildesheim. Sie entstand als Zusammenschluss aus mehreren Vorgängereinrichtungen für Handwerk, Baugewerbe und Sozialpädagogik mit den Standorten Hildesheim, Holzminden und Göttingen.
Die HAWK-Fakultäten Ressourcenmanagement in Göttingen und Management, Soziale Arbeit, Bauen in Holzminden haben für die vorgestellte Studie in einer standortübergreifenden, interdisziplinären Zusammenarbeit mit der Ostfalia Wolfenbüttel, der TU Braunschweig und TU Clausthal, der Arbeitsagentur und den regionalen Fachkräftebündnissen den Weiterbildungsmarkt analysiert. In der zweijährigen Projektphase gingen sie der Frage nach, wie das regionale Weiterbildungsangebot, insbesondere in Bezug zur Digitalisierung, für KMU im ländlichen Raum derzeit aussieht und wie Unternehmen und ihre Beschäftigten es sich wünschen würden.
„Qualifizierung und Weiterbildung spielen eine wesentliche Rolle, um Beschäftigte fit für die notwendigen Veränderungen zu machen“, erklärt Dr. Ulrike Witt, Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung. „Gerade die digitale Transformation ist eine große Herausforderung für KMUs. Das Matching von Angebot und Nachfrage in diesem Projekt ist ein wichtiger Erfolg.“
„Nicht nur die Mitarbeitenden der untersuchten Unternehmen befinden sich in einem Transformationsprozess. Auch die Arbeitsweise und die Anforderungen an Weiterbildende werden durch die digitale Transformation einem starken Wandel unterzogen. Wir müssen in einem nächsten Schritt konsequent die Weiterbildung der Weiterbildenden gestalten und durchführen,“ ergänzte Prof. Udo Triltsch, Ostfalia Wolfenbüttel.
Das Teilprojekt an der Fakultät Ressourcenmanagement der HAWK in Göttingen fokussierte auf das Handwerk und ergänzt damit die anderen Teilprojekte hinsichtlich eines weiteren zentralen Wirtschaftszweigs, der die Unternehmenslandschaft in ländlichen Regionen prägt. Im Handwerk mangelt es an qualifizierten Fachkräften und geeigneten Nachwuchskräften.
Durch passgenaue Weiterbildungsangebote erhalten Betriebe die Möglichkeit, weniger qualifizierte Fachkräfte einzustellen, sie zu schulen und Kompetenzen aufzubauen. Außerdem zeigt sich im Handwerk in den letzten Jahren in allen Berufen eine Zunahme der Substituierbarkeit. Zudem wird deutlich, dass großer Handlungsbedarf hinsichtlich allgemeinen IT-Kompetenzen und IT-Sicherheit besteht.
Im Projektverlauf wurde auf Basis einer für alle Teilprojekte durchgeführten Unternehmensumfrage,
der Auswertung des digi.check („Bedarfsanalyse Digitales Handwerk“) und rund 30 Unternehmensinterviews die in der Literatur problematisierte Ausgangslage bestätigt. Analog zu den anderen Teilprojekten wurden Weiterbildungsbedarfe, die sich vor allem zwischen Büro- und ausführenden Tätigkeiten in Produktion und auf der Baustelle unterscheiden lassen, ermittelt. Inhaltlich liegen sie im digitalen Denken und der Prozessgestaltung. Zur Berücksichtigung der Angebotsseite wurde ein Workshop mit Weiterbildungsanbietern durchgeführt. Darauf aufbauend und auf Basis der Ergebnisse der anderen Teilprojekte wurden fünf Produkte entwickelt:
- Beispielvideos zu Digitalisierung und Schulung von Mitarbeitenden in Handwerksunternehmen
- Beispielhafte Weiterbildungsmaßnahmen basierend auf Erhebung und Workshop mit Weiterbildungsanbietern
- Anpassung des Prototypen “instagram-nano” auf das Handwerk und dessen Erprobung
- Empfehlungen für Geschäftsmodelle in der Weiterbildung im Handwerk
- Diskussion und Formulierung von Implikationen für Interessensvertretung und Förderpolitik